Bereits früh im Sommer des letzten Jahres stand das neue Team des ASV Bonn. Zum Vorjahresteam stießen vom in Liga 2 abgestiegenen Konkurrenten Osnabrück die beiden niederländischen Nationalspieler Bert Freriks und Mustafa Korkmaz. Freriks sollte mit seiner immensen Erfahrung das Bonner Spiel unter den Körben verstärken, der wieselflinke Korkmaz für zusätzliche Gefahr von der Guardposition sorgen. Als Saisonziel wurde die Teilnahme an den Play-Offs definiert.
Der Start in die neue Saison begann wie von den Machern des ASV um den neuen Teammanager Daniel Zaube erhofft. Der ASV entführte beim 69:55 Auswärtssieg gegen die Mainhatten Skywheelers zwei Punkte aus der Bankenmetropole Frankfurt. Chancenlos war im zweiten Spiel der Saison der Aufsteiger aus der zweiten Liga Süd. Der SV Reha Augsburg wurde mit 86:54 abgefertigt.
Im dritten Spiel gegen den Weltpokalsieger RSV Lahn-Dill hielt das Team des ASV Bonn lange Zeit mit, konnte das hohe Niveau der ersten beiden Viertel aber nicht über die gesamte Spieldauer halten. Folgerichtig setzte sich der Meisterschaftsfavorit in Bonn mit 78:50 durch. Am 30.10.2010 kam es dann zum mit Spannung erwarteten rheinischen Derby bei den RBC Köln 99ers, denen jedoch ihr prominentester Neuzugang, der Starspieler Patrick Anderson, fehlte. Die Begegnung wurde zu einer Demonstration der neuen Bonner Stärke. Zu keiner Zeit des Spiels hatten die Domstädter eine realistische Chance. Bonns Trainer Martin Otto schickte im letzten Viertel der Partie eine Spielerkombination mit lediglich neun Klassifizierungspunkten aufs Feld, trotzdem ging dieses Viertel mit 19:9 an den ASV.
Die Jena Caputs lagen bei Ihrem Gastspiel in Bonn am 06.11. nur einmal in Führung. Das Team um Lars Christink führte 2:0, bevor der ASV in Fahrt kam und die Caputs mit 92:50 förmlich aus der Halle im Schulzentrum Tannenbusch fegte. Die nächste Bewährungsprobe für den ASV folgte mit Wochenfrist. Es stand an zur Entscheidung das Spiel beim Rekordmeister und Angstgegner des ASV Bonn, dem USC München. Und wieder konnte der ASV das Spiel nicht zu seinen Gunsten gestalten, nach verschlafener erster Halbzeit (22:34) reichte die verbleibende Spielzeit nicht aus, um auch in der bayrischen Hauptstadt erfolgreich zu sein. Verdient blieben die Punkte bei der 61:67 Niederlage an der Isar.
Der 20. November sollte dann zum neuen rheinischen Feiertag werden. An diesem Tag gaben die RSC Rollis Zwickau ihre Visitenkarte im Schulzentrum Tannenbusch ab. Nicht nur Optimisten waren bereits vor Saisonbeginn der Ansicht, dass der ASV Bonn in dieser Spielzeit das Potenzial haben könnte, mit den Zwickauer Rollis zumindest auf Augenhöhe zu spielen. Die Partie am siebten Spieltag der Liga entwickelte sich zu einem wahren Basketballkrimi, mit Happy-End für den ASV. Denkbar knapp siegten Adam Lancia & Co. gegen Piotr Luszynski und sein Team. 72:69 zeigte die Spielstandsanzeige nach 40 gespielten Minuten. Der ASV Bonn war obenauf – Verfolger Nummer 1 des Meisterteams aus Lahn-Dill. Lediglich die unnötige Niederlage in München verhinderte den Sprung auf Tabellenplatz 2.
Das Bonner Selbstbewusstsein bekamen auch die beiden nächsten Gegner des ASV zu spüren. Die Immovesta Dolphins Trier, die sich unter anderem zu Saisonbeginn mit Janet MacLachlan verstärkt hatten, und die Roller Bulls St. Vith verloren gegen den ASV mit 74:88 und 52:71.
Damit war die Hinrunde der Spielzeit 2010/2011 beendet, der ASV Bonn rangierte nach neun Spieltagen auf Platz drei der aktuellen Tabelle. Hätte der RSV Lahn-Dill bei seiner 79:85 Niederlage am achten Spieltag in Zwickau nicht ungewohnte Schwächen gezeigt, wäre der ASV Bonn sogar auf Rang 2 platziert gewesen.
Gespannt erwarteten Fans, Freunde und Förderer des ASV die Rückrunde. Am 10. Spieltag gastierten die Mainhatten Skywheelers in Bonn und waren gewillt, die Hinspielschlappe wett zu machen. Lediglich dem unbändigen Kampfgeist des Otto-Teams war es zu verdanken, dass der ASV Bonn die Partie mit 76:72 für sich entscheiden konnte. Schadlos hielt sich der ASV am 8. Januar 2011 beim SV Reha Augsburg und verbuchte beim 83:34 Kantersieg zwei weitere Punkte auf seinem Konto.
Voller Erwartung erwartete man die nächste Nagelprobe, das Auswärtsspiel beim RSV Lahn-Dill. In den ersten beiden Vierteln hielten Björn Lohmann und sein Team die Nummer 1 der Welt erfolgreich in Schach, gerade einen einzigen Punkt lag der ASV zur Pause zurück. Doch in den Vierteln drei und vier setzte sich der vom Bundestrainer Nicolai Zeltinger trainierte RSV wieder einmal durch und konnte die Spitzenbegegnung des 12. Spieltages mit 76:61 für sich entscheiden.
Ein Woche später folgte beim Heimspiel des ASV Bonn gegen die RBC Köln 99ers die „One-Man-Show“ des wohl besten Rollstuhlbasketballers der Welt. 47 Punkte steuerte Kölns Patrick Anderson zum 66:61 Auswärtssieg der Kölner in Bonn bei. Der direkte Vergleich fiel aufgrund des besseren Korbverhältnisses zu Gunsten des ASV Bonn aus. Dies sollte für die Play-Offs noch von entscheidender Bedeutung sein.
Ungewohnte Schwierigkeiten bereitete den Bonnern die Begegnung in Jena. Ohne seinen kanadischen Nationalspieler Adam Lancia, der mit seiner Nationalmannschaft unterwegs war, angereist, setzte sich der ASV erst in der Verlängerung mit 77:69 durch. Mit einem blauen Auge reiste das Team ins Rheinland zurück, um sich auf die wichtige Partie gegen den USC München vorzubereiten. Im Spiel gegen die Bajuwaren hatte das vom Trainergespann Martin Otto und Jörg Hilger perfekt auf die Partie eingestellte Team auf jede Aktion der Münchner die passende Antwort parat. Mit dem völlig verdienten 69:55 Sieg beendete der ASV eine zweijährige Durststrecke gegen den deutschen Rekordmeister.
Das Auswärtsspiel in Zwickau sollte darüber entscheiden, wer in dieser Saison Herausforderer Nummer 1 des RSV Lahn-Dill werden würde. Bonn hatte zur Pause das bessere Blatt auf der Hand. 37:32 führte der ASV, doch wie schon so oft in der Historie, sorgte das dritte Viertel für eine Entscheidung gegen die Nummer eins vom Rhein. Gut gekämpft und am Ende doch verloren. Der ASV ging mit 64:79 unter und musste die Hoffnungen auf Platz 2 nach Ende der Hauptrunde ad acta legen.
In den beiden letzten Partien ging es darum, wenigstens Platz 3 zu sichern, um im Play-Off-Halbfinale dem RSV Lahn-Dill aus dem Weg zu gehen. Insbesondere die RBC Köln 99ers lagen in Schlagdistanz zum ASV Bonn auf Platz 4 der Tabelle. Auch der USC rechnete sich noch Chancen auf die Play-Offs aus. Am vorletzten Spieltag erhielt der Rekordmeister in Köln jedoch eine 52:68-Absage. Entsetzen bei den Münchnern, Entsetzen aber auch beim ASV Bonn. Gerade hatte Dirk Passiwan mit zwei verwandelten Freiwürfen und einem Steal die 80:81 Heimniederlage des ASV Bonn besiegelt. Der RSV Lahn-Dill machte seine Niederlage in Zwickau wett und gewann nach einer Energieleistung in der zweiten Hälfte mit 71:55 (19:28).
In der Entscheidung um Platz drei hatte der ASV dennoch alles in eigener Hand. Man musste am 18. und letzten Spieltag der Hauptrunde „nur“ bei den Roller Bulls St. Vith gewinnen, um auch bei einem Kölner Auswärtserfolg in Zwickau aufgrund des gewonnenen direkten Vergleichs auf Platz drei zu stehen.
Übernervös ging das Team ins Spiel, der wieder bei der kanadischen Nationalmannschaft weilende Adam Lancia wurde an allen Ecken und Enden vermisst. Eine knappe Pausenführung (30:26) deutete bereits an, dass die gegen den Abstieg spielenden Belgier gewillt waren, den Klassenerhalt aus eigener Kraft zu schaffen. Aufgrund einer desolaten Leistung in der zweiten Halbzeit verlor der ASV Bonn verdient mit 60:66 und war nun auf Zwickauer Schützenhilfe angewiesen, um Platz 3 halten zu können. Die Zwickauer Rollis ließen sich nicht lumpen und gewannen gegen die Köln 99ers mit 74:52. Damit standen die Halbfinalpaarungen fest:
RSV Lahn-Dill – RBC Köln 99ers
RSC Rollis Zwickau – ASV Bonn
Die Geschichte der beiden Halbfinalserien ist bei Betrachtung der bloßen Ergebnisse schnell erzählt. Die Favoriten aus Wetzlar und Zwickau gaben sich gegen die rheinischen Vertreter aus Köln und Bonn keine Blöße und gewannen beide Partien. Das Team des ASV Bonn ergab sich jedoch nicht kampflos. Insbesondere das das Rückspiel in Zwickau zeigte deutlich, wie nah eine Wachablösung auf der Verfolgerposition Nummer 1 in dieser Saison gewesen ist. Der ASV Bonn hatte die Acht-Punkte-Hypothek aus der 66:74 Hinspielniederlage bereits im zweiten Viertel abgezahlt und führte zur Halbzeitpause verdient mit 33:27. Trotz einer Zwickauer Drangperiode nach der Pause gestaltete der ASV Bonn das Spiel bis zur 36. Minute ausgeglichen (58:59). Erst in den letzten 240 Sekunden des Spiels zog der Favorit noch bis auf 73:67 davon und beendete die Bundesligasaison des ASV Bonn.
Die RBC Köln 99ers waren gegen den RSV Lahn-Dill in beiden Begegnungen chancenlos. Damit kommt es in diesem Jahr wieder zur Neuauflage der Vorjahresfinalserie. Der RSV Lahn-Dill stellt sich dem Herausforderer Nummer 1, den RSC Rollis Zwickau.
Der ASV Bonn kann dennoch mit dem Verlauf der Saison mehr als zufrieden sein. Die Vereinspolitik, bei der Zusammenstellung des Teams auf Kontinuität zu setzen und die Mannschaft nur punktuell zu verstärken, hat sich mit Platz 3 in der Abschlusstabelle als völlig richtig erwiesen.
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