Empfang einer Delegation von Vertretern afrikanischer Behindertenverbände in Bonn

Rollikids des ASV Bonn zeigen Delegierten aus Afrika ihren Sport

Auf Einladung der Bundesregierung / Auswärtiges Amt waren am 17.06.2009 die Vertreter der Behindertenverbände von fünf afrikanischen Ländern bei uns zu Gast. Initiiert war diese Einladung von Bundespräsident Horst Köhler, der im vergangenen November in Nigeria zu Besuch war und einen der Delegierten, Mr. Dandeson N. Hart, dort kennen gelernt hatte. Nach ihrer Ankunft am Sonntag in Berlin hatten sie am Montag und Dienstag volles Programm in Berlin mit einem Besuch beim Auswärtigen Amt, bei der Behinderten-Beauftragten der Bundesregierung, Karin Evers-Meyer, dem Behinderten-Sportverband Berlin e.V., dem Deutschen Blinden-und Sehbehindertenverband (DSBV) sowie "Barrierefrei Kommunizieren!", dem bundesweites Kompetenz- und Referenzzentrum und der Johanniter Unfall Hilfe e.V.

Am Mittwoch mittag dann flogen sie nach Köln/Bonn und waren ab dann im Hotel "Haus am Müllestumpe" untergebracht, dem seit April neu eröffneten Hotel in Bonn-Auerberg, in dem behinderte Menschen arbeiten.

Dann folgte am Nachmittag die Vorstellung des Vereins GEMEINSAM LEBEN - GEMEINSAM LERNEN Bonn e.V., auf englisch "Association Living Together - Learning Together", die im Rahmen des Kinder- und Jugendlichen-Rollstuhlsports des ASV Bonn im Tannenbusch stattfand.

Klaus D. Herzog, selbst Rollstuhlfahrer und Ehemann der Trainerin Ute Herzog, die leider wegen Krankheit nicht dabei sein konnte, und Co-Trainer Michael Zonker sowie Bettina und ich als Vertreter unseres Vereins standen für Fragen zur Verfügung.


Die "rollikids" selbst motivierten die Delegierten aus Ghana, Kenia, Malawi, Nigeria und Tansania, zwei von ihnen querschnittsgelähmt, selbst einmal einen der Aktiv- oder Basketballrollstühle auszuprobieren. Es wurde fleissig geübt und fotografiert, alle hatten eine Menge Spaß dabei. Kurze Zeit später entwickelte sich eine rege Diskussion unter den Delegierten, wie das, was sie gerade gesehen und erlebt hatten, nämlich Mobilität und Lebensfreude dieser behinderten und nicht behinderten Kinder, in ihre eigenen Länder zu transportieren sei "We have to bring this to our country!"

Beim anschließenden Abendessen im "Gustav", dem Restaurant im Gustav-Heinemann-Haus wurden nach der Übersetzung der Speisekarte ins Englische durch die beiden Dolmetscher des Goethe-Instituts auch Themen wie die nun von Deutschland ratifizierte UN-Konvention für die Rechte von Menschen mit Behinderungen und ihre Umsetzung im Bereich Bildung in Deutschland kritisch betrachtet. Die afrikanischen Länder schauen auch auf uns, was wir mit unserem fünf-gliedrigen Schulsystem machen (fünf-gliedrig, weil Gymnasium , Realschule, Hauptschule, Gesamtschule, Förder- oder Sonderschule), das in so vielen Teilen alles andere als Konventions-konform ist. Die Delegierten waren erstaunlich gut informiert über die aktuelle Diskussion. Aber auch ganz praktische Dinge waren Thema, wie z.B. die Organisation “motivation”, die weltweit Programme anbietet, mit denen die einzelnen Länder dann auch  auf die dortigen Verhältnisse ausgerichtete Rollstuhlbau-Programme auflegen.

Die beiden folgenden Tage waren ausgefüllt mit den Vorstellungen der BAG Selbsthilfe e.V. Bundesarbeitsgemeinschaft Selbsthilfe von Menschen mit Behinderung und chronischer Erkrankung und ihren Angehörigen e.V. in Düsseldorf, die Werkstatt für angepasste Arbeit GmbH, der Deutsch Behindertenhilfe - Aktion Mensch e.V. wieder in Bonn, dem Forschungsinstitut Technologie und Behinderung (FTB), An-Institut der Fernuniversität Hagen und der Universität Dortmund, sowie der Theodor Fliedner Stiftung, Besuch von "Das Dorf" in Mülheim.

Gemeinsam leben - gemeinsam lernen Bonn e.V. war - wenn ich das richtig sehe - der einzige rein ehrenamtlich arbeitende deutsche Verein in dieser Woche für diese afrikanische Delegation. Es war uns eine Ehre und wir sind froh und glücklich, hier unseren Beitrag haben leisten zu dürfen.

Die Delegierten waren alle am Ende dieser Woche voll des Lobes über diese Reise an sich, die Organisation durch das Goethe-Institut, die beiden kompetenten und umsichtigen Begleiter, wie auch über verschiedenen Organisationen, deren Inhalte und speziell die Technik und Prothesen, sowie Rollstuhlversorgung. Sie sind nun dabei, sich innerhalb der Gruppe zu vernetzen, neue Kooperationen mit den deutschen Verbänden, die sie kennen gelernt haben zu initiieren, sowie auch ihre bereits bestehenden Kooperationen auszubauen.

Wir hoffen sehr, dass dieser Einladung weitere folgen werden und eine Vernetzung von Behindertenverbänden rund um den Globus hierbei entsteht.
Ein wichtiger Schritt hin zu besserer Versorgung und gleichen Rechten behinderter Menschen.